Einige Begriffe und Definitionen
Stilepochen
Barock (1600 - 1750).
Neuentwicklung im Möbelbau ist der 2-türige Kleiderschrank, in dem Kleider hängend aufzubewahren
waren; die Kommode und der Konsoltisch ergänzten
das Angebot. Nussbaum, Eiche, Ebenholz und andere überseeische Hölzer
überwogen. Im Stil wurde die schwere, wuchtige Form von der Renaissance
übernommen, Schmuckformen und Ornamente änderten sich allerdings
grundlegend. Weit ausladende Gesimse wurden geschweift, gekröpft und
bis ins Feinste poliert. Neben den geraden Säulen der Renaissance verwendete
man korkenzieherartig gedrehte Säulen. Tische und Stühle hatten geschweifte Füße, und Schränke und Kommoden stellte man häufig auf Kugelfüße.
Die Möbel wurden hochglanzpoliert, gestrichen oder bemalt und
trotz schwungvoller Schmuckformen symmetrisch gestaltet.
Spätbarock (1720 – 1770)
Die Möbel wurden leichter, schwungvoller, spielerischer in
der Formgebung, Flächen wurden gewölbt und kantige Linien traten
In den Hintergrund. Der Symmetrie des Barock wich zunehmend die Asymmetrie.
Biedermeier (1815 bis 1848)
Kunststilrichtung eines bürgerlichen Ambientes in der ersten
Hälfte des 19. Jahrhunderts zwischen dem Wiener Kongreß und
der Märzrevolution (1815-1848), die sich vom vorausgegangenen Klassizismus
durch schlichte, bescheidene und sachliche Formgebung unterscheidet. Der
Name 'Biedermeier' stammt von der literarischen Figur "Schulmeister Gottlieb
Biedermeier", die Ludwig Eichenroth erfunden hat. Man hat sowohl die Zeit
von 1815 bis 1848 allgemein als auch den Dekorationsstil dieser Epoche
mit seinem Namen bezeichnet. Der Stil bezieht sich auf Malerei, Literatur
und Kunstgewerbe. Die Inneneinrichtung zeichnet sich durch Schlichtheit,
Zweckmäßigkeit, Behaglichkeit sowie eine hervorragende Verarbeitung
aus. Biedermeiermöbel sind solide, einfach, sehen bequem aus, und
die besten Stücke haben einen großen, 'innigen' Charme und eine
zurückhaltende Eleganz, und sind weitgehend ohne Ornament. Einfachheit
und klare Linienführung im Zusammenwirken mit hellfarbigen Hölzern
(Ahorn, Kirsche und Apfel) verleihen Biedermeiermöbeln ein erstaunlich
modernes Aussehen. Die Verzierung beschränkt sich im allgemeinen auf
Pilaster und Säulen und ist umso wirkungsvoller, als sie sehr sparsam
angewendet wird. Auffallend ist auch eine Vorliebe für Symmetrie, Möbel
wurden oft in Paaren gefertigt, und wenn irgendmöglich stand einem
Möbel ein ähnliches Pendant gegenüber. Charakteristische
Möbeltypen sind unter anderem der Schreibschrank oder Sekretär, Vitrinen, Kommoden,
das Kanapee und das Nähtischchen. Biedermeiermöbel sind erstmals
wirklich ,,mobil", sie sind weniger groß und schwer als in den vorangegangenen
Epochen. Es ist der Beginn unserer kulturellen, gesellschaftlichen Wohnkultur.
Spätbiedermeier (1830-1860)
Die Endphase des Biedermeier ist von sich überschneidenden
stilistischen Einflüssen und Stilformen gekennzeichnet. Die Grundform
ist weiterhin schlicht, jedoch setzt sich verstärkt eine Tendenz
zu geschwungenen, profilierten und gedrechselten Elementen durch. Kanten
werden abgerundet oder abgeschrägt und immer häufiger treten
geschweifte Formen auf (z.B. das Brezelmuster).
Altdeutsch
Anfang des 19. Jahrhunderts wurden im Zuge einer romantischen Deutschlandbegeisterung
als Rückgriff auf die deutsche Kunst und das Kunsthandwerk des 15.
und 16. Jahrhunderts (Spätgotik, Renaissance) Kleidung und Möbel
aus dieser Zeit kopiert. Diese Möbel bezeichnet man heute als altdeutsch.
Sie sind gekennzeichnet durch massive, wuchtige Verarbeitung, dunkle Hölzer
(Eiche), Kassetten, Säulen, Pilaster, Gesimse. Sie strahlen Schwere,
Solidität und Gemütlichkeit aus.
Historismus (1830-1914)
In der Kunst und dem Kunsthandwerk ist es eine Stilhaltung, die
durch den Beginn der Industrialisierung und einen rapiden Aufschwung
in Handel und Industrie gekennzeichnet ist. Dies führte zu Wohlstand
und immer höheren Ansprüchen, die mit einfachem Interieur nicht
mehr zu befriedigen waren. Der Drang zur Repräsentation äußerte
sich im Hang zu großen Wohnungen mit vielen Räumen, wie Salon,
Wohn- und Speisezimmer, Herrenzimmer und Boudoir, die dabei möglichst
alle in einem anderen Stil gestaltet sein sollten.
Ohne einen eigenen Stil zu entwickeln, wurden Formen vergangener
Epochen übernommen. Auch fremde Einflüsse aus fernen Ländern
wurden imitiert. Überladung und ein Zuviel an Formen, Farben, Material
und Inhalten prägen diese Zeit.
Jugendstil (ca. 1900 bis 1920)
Als Aufbruch zur Moderne und Überwindung des Historismus entstand
um die Jahrhundertwende der Jugendstil mit vielfältigen Strömungen,
die in den einzelnen Ländern ihre eigenen Namen hatten, und international
als »Art Nouveau« = Neue Kunst bezeichnet wurde. Wissenschaft
und Technik machten gewaltige Fortschritte, wodurch sich Weltbild und
Lebensstil veränderten. Mit der zunehmenden Industrialisierung wurde
dem künstlerischen Handwerk zunehmend der Boden entzogen.
Der Jugendstil wollte nun eine eigenständige, alle Bereiche
der Kunst und des Kunsthandwerks durchdringende Formensprache entwickeln,
sich intensiv um eine Wiederbelebung des Kunsthandwerks und die Rettung
handwerklicher Traditionen bemühen. Das zentrale Anliegen gründete
auf der Forderung, den freien Künsten eine enge Zusammenarbeit mit
dem Handwerk zu ermöglichen und der nachlässig maschinell hergestellten
bloßen Nachahmung von Kunsthandwerk in billiger Version solide gearbeitetes
Mobiliar entgegenzustellen. Die künstlerischen Bemühungen galten
in erster Linie dem Versuch, das Schöne und Menschliche, das natürliche
Maß in das kulturelle und soziale Bewusstsein zurückzuholen.
Diese Forderung ging auch in die Bestrebungen der Kreise um die
Wiener Secession ein. Mit der Gründung der Wiener Werkstätten
und einer aufstrebenden Kleinkolonie künstlerisch tätiger Handwerksbetriebe
wurden neue Impulse gegeben. Der bedeutende Architekt und Designer Josef
Hoffmann gründete gemeinsam mit Koloman Moser und dem Bankier Fritz
Wärndorfer 1903 die »Wiener Werkstätten«, eine Gemeinschaft
von Kunsthandwerkern und Künstlern, die zu den bedeutendsten Zentren
des Kunsthandwerks im frühen 20. Jh. zählen. Übergeordnetes
Ziel dieser Gruppe war die erstklassige Herstellung formal und qualitativ
hochwertiger Gegenstände.
Möbel
Kastenmöbel
Möbel zum Aufbewahren von Gegenständen mit Schubladen,
Türen, Fächern etc.; hierzu gehören besonders Truhen, Kästen
und Kommoden, Wäschekästen
etc. Gegensatz: Sitzmöbel.
Kasten. Schrank
Allgemeine Bezeichnung eines großen, geschlossenen aufrechten
Behälters für Bücher, Kleidung, Geschirr usw. Ein Bücherkasten mit mehreren Fächern,
zwei Türen und einem giebelförmigen Abschluß ist im Codex
Amiatinus (Biblioteca Laurenziana, Florenz) aus dem frühen 8. Jahrhundert
dargestellt. Dies war die grundlegende Form des mittelalterlichen Schranks, der anscheinend hauptsächlich in
Kirchen und Klöstern zur Aufbewahrung von Büchern, Messgewändern
und liturgischen Gefäßen diente. Für private Inneneinrichtungen
blieb bis ins 16. Jahrhundert die Truhe das
allgemein gebräuchliche Möbel für die Lagerung und Aufbewahrung
von Gegenständen. Ab dem 16. Jahrhundert wurden Kästen jedoch vermehrt hergestellt, entweder
mit zwei Türen oder in zwei Geschossen mit vier Türen. Normalerweise
werden Kästen ihrer Verwendung entsprechend
in Kategorien geordnet, z. B. Bücherkasten,
Geschirrschrank, Kleiderkasten, Schreibschrank usw.
Kommode
Seit der Mitte des 16.Jahrhunderts wurden Truhen und Transportkisten gelegentlich unterhalb des durch einen Deckel nur von oben zugänglichen
Raumes mit kleinen Schubladen versehen. Daraus entwickelte sich im Laufe
des 17.Jahrhunderts die Kommode. Das französische
Wort 'commode' - bequem - deutet darauf hin, dass die Kommode eine bequemere Aufbewahrungsmöglichkeit
bietet als die Truhe. Als dekoratives Möbel
wurde sie dem höheren Schubladenschrank vorgezogen, da ihre Oberkante
mit dem Sockel der Wandbekleidung abschloss und so die Wirkung von Bildteppichen,
verspiegelten oder bemalten Wänden nicht beeinträchtigte.
Vitrine
[frz.], verglaster Schrank, Schaukasten.
Vertiko
Kleinerer zweitüriger Schrank, der nach oben mit einer Schublade
und einem Aufsatz abschließt.
Buffet
Zunächst türloses, meistens ziemlich schwerfälliges
Möbel des 16.Jahrhunderts mit zwei oder mehr Fächern, das gewöhnlich
als Anrichte benutzt wurde. Im 18.Jahrhundert
war die Bezeichnung Buffet gleichbedeutend
mit Anrichte und Kredenz.
Kredenz. Anrichte. Buffet
Dieses Möbelstück einer Speisezimmergarnitur, ein schmaler,
an der Wand stehender Serviertisch, wurde in den 1760er Jahren von R.
Adam entwickelt. Weinkühler, Besteckkasten usw. wurden im Stil darauf
abgestimmt. Schon zehn Jahre später wurde sie kompakter und war mit
Schubladen und Schrankfächern ausgestattet.
Anrichte
Mittelhoher Schrank zum Anrichten von Speisen mit Schubkästen und Fächern für Geschirr, Bestecke und Tischwäsche.
Tische.Schreibtische
Schreibtisch
Bezeichnung für verschiedene Ausführungen von Arbeitstischen
mit Schubladen. Die Form mit zwei Schubladensockeln kam im späten
17.Jahrhunderts auf und wurde ab der Mitte des 18.Jahrhunderts populär.
Ausziehtisch
Tisch mit Platten unter der Deckplatte, die, auf Holzschienen laufend,
ausgezogen werden, um die Tischfläche zu verlängern. Eine weitere
Möglichkeit der Verlängerung besteht darin, lose zusätzliche
Platten in die auseinandergezogene Tischfläche einzulegen.
Kastentisch.Jogltisch
Typ eines deutschen Tisches des 15.-17.Jahrhunderts mit einem Kasten
unter der Platte, den man von der Seite öffnet (durch Türen)
oder von oben (indem die Tischplatte gehoben oder zur Seite geschoben wird).
Er wurde nach dem 17.Jahrhundert weiterhin noch als bäuerliches Möbel
angefertigt.
Jogltisch
Barocker Kastentisch aus dem steirischen "Joglland" am Fuße des Hochwechsels. Der Name geht auf mundartlich "Jogl" für Jakob zurück.
Die ursprünglich in Bauernhäusern üblichen Jogltische sind heute gesuchte Antiquitäten. Sie haben eine große quadratische Tischplatte, die sich verschieben lässt, damit man an den darunter befindlichen Stauraum gelangt. Die ausgestellten, leicht geschweiften Tischbeine sind in geringem Abstand vom Boden durch vier waagrecht eingesetzte Bretter miteinander verbunden, um die Stabilität zu erhöhen und um als Fußstütze zu dienen. Sie verhinderten die Unterkühlung der Füße am "bodenkalten" Fußboden, da die Häuser meist nicht unterkellert waren. Das Geviert der Stützbretter wurde als sehr angenehm empfunden und im Volksmund deshalb "Vergeltsgott" genannt. (Beim Tischgebet dienten die Fußbretter auch als Auflage für die Knie.) Dem Jogltisch ähnlich ist der deutsche Rhöntisch.
(zit. nach : Das Kunstlexikon von P.W. Hartmann)
Sitzmöbel
Sessel. Stuhl
Sitzmöbel für eine Person. Seit den Anfängen der Zivilisation
hat der Sessel eine große Bedeutung und
wurde wie kein anderes Möbel in unzähligen Sonderformen entwickelt.
Mehr als jedes andere Möbelstück spiegelt der Sessel den Geist der Entstehungszeit und ist
ein bedeutungsreiches Objekt. Als symbolhafter Gegenstand findet er kaum
seinesgleichen, z.B. in Form des Thrones oder des Beichtstuhls. Im Mittelalter
war er Hoch- und Ehrensitz. Der Stuhl mit
vier gedrechselten Stützen unter dem Sitz und einer hinteren Lehne hat
sich während der italienischen Frührenaissance herausgebildet,
später begann man die Zweckform durch Verzierungen zu bereichern. In
der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts wurde der Sessel durch M. Thonet
(siehe dort), dem es gelungen war, Schichtholz und später auch
massives Holz unter Dampf zu biegen, zum Industrieprodukt.
Bank
Sitzmöbel für mehrere Personen, das zu den ältesten
Möbeltypen zählt. Ab dem 17.Jahrhunderts wurde die Bank auch
gepolstert. Hieraus entwickelte sich das Kanapee und später das heutige
Sofa.
Hocker
Kleines Sitzmöbel aus Holz, bis zum 19. Jahrhunderts gebräuchlichste
Sitzgelegenheit; im Gegensatz zum Stuhl oder Sessel weder mit Rücken-
noch mit Armlehnen ausgestattet.
Schemel
Eines der ältesten Sitzmöbel in Europa mit niedriger Sitzhöhe
ohne Rückenlehne.
Sonstige Möbel
Bibliotheksleiter
Kleine Leiter, von der aus man die oberen Buchreihen einer Bibliothek
erreichen kann, manchmal auch zusammenschiebbar oder in einen Stuhl,
einen Tisch oder ein anderes Möbelstück eingebaut.
Chorgestühl. Kirchenbank
Sitze zu beiden Seiten des Chores in einer Kathedrale, Kloster-
oder Stiftskirche (manchmal auch in einer großen Pfarrkirche).
In der frühen Zeit des Christentums saß der Klerus auf steinernen
Sitzreihen in der Apsis hinter dem Altar (Synthronon). Dieser Brauch wurde
im 5. bis 6. Jahrhunderts aufgegeben, und im Chor wurden einfache hölzerne
Bänke aufgestellt, und zwar vor allem in Klosterkirchen, in denen
für Priester und Laienbrüder während der häufigen
Gottesdienste Sitzgelegenheiten geschaffen werden mussten.
Kohlenbehälter
Für einen Platz neben dem Kamin bestimmt. Man gab ihm auch
ein schmückendes Aussehen, um den praktischen Zweck zu tarnen. Der
Behälter kam mit dem vermehrten Verbrauch von Kohle für die
häusliche Heizung in England im frühen 18.Jahrhunderts auf.
Weitere Begriffe und Definitionen (in alphabetischer Reihenfolge)
Antiquität
Kunsthandwerkliche Erzeugnisse, vor allem Möbel und Teppiche,
die älter als 100 Jahre alt sind.
Applikation
Appliques [franz.]. Selbständig gearbeitete Zierstücke,
die auf einem Untergrund aus gleichem oder andersartigem Material angebracht
werden.
Ästhetik
(griech. aisthesis = Wahrnehmung) Lehre vom Schönen, von der
Gesetzmäßigkeit, der Harmonie in Kunst, Natur, Architektur
und den ästhetischen Empfindungen in vielen Bereichen des täglichen
Lebens. Man spricht z.B. von einer ästhetisch eingerichteten Wohnung,
wenn sie diesen Idealen entspricht. Die Ästhetik unterliegt jedoch
einer subjektiven Interpretation.
Base
Fußstück einer Säule oder eines Pilasters (siehe dort),
der Sockel eines Baugliedes.
Bugholz
Der Name leitet sich vom Schiffbau ab, weil man dort schon von alters
her gebogenes Holz eingesetzt hat. Der von dem Amerikaner S. Gragg im
Jahre 1808 patentierte „elastic chair“ gilt als das erste Bugholzmöbel.
Michael Thonet (siehe dort) entwickelte ein Verfahren, bei dem dünne
Holzteile (Furnierstreifen) zuerst in Leim gekocht und anschließend
fast beliebig geformt werden konnten. Im Jahre 1849 begann Thonet mit der
industriellen Herstellung stark gebogener Möbelteile.
Drechseln
Methode der Holzbearbeitung, die besonders bis um 1700 vor allem bei
der Gestaltung von Tisch-, Sessel- und Kastenbeinen angewendet wurde. Das
Holz wurde auf einer mit dem Fuß angetriebenen Bank in Drehung versetzt
und dann mit Eisen in die gewünschte Form gebracht.
Fase
Eine Fläche, die durch das Abschrägen einer Ecke oder Kante
entsteht. Das Herstellen einer Fase wird als abfasen bezeichnet.
Fries
In der Architektur Bezeichnung für das Mittelteil eines Gebälks,
zwischen Architrav und Kranzgesims, bei einem Möbelstück auch
angewendet auf den Streifen unterhalb des Gesimses oder aber auch auf jedes
Schmuckband.
Funktionalismus
Genau genommen die Theorie, nach der Gebäude oder andere Erzeugnisse,
die gut funktionieren und das Material mit größtmöglicher
Wirtschaftlichkeit verwenden, notwendigerweise schön sind und - umgekehrt
- dass diejenigen, die nicht gut funktionieren und die das Material verschwenden,
nicht schön sein können. Im späten 19.Jahrhundert erklärte
der Chicagoer Architekt Louis Sullivan, »form follows function«,
und Otto Wagner in seiner Antrittsvorlesung als Professor an der Wiener
Akademie 1894, „dass nichts, was nicht praktisch ist, schön sein könne“.
1908 veröffentlichte Adolf Loos sein berühmtes und einflussreiches
Buch: 'Ornament und Verbrechen'. All diese Ideen wurden rasch aufgenommen
und verbreitet und übten großen Einfluss aus.
Gesims
An Gebäuden oder in der Möbelkunst zur Gliederung oder der
Verzierung dienende, vorspringende waagerechte Leiste.
Kapitell
Oberer ausladender Abschluss von Säulen, Pfeilern oder Pilastern
(siehe dort).
Korpus
Der 'Körper', die Grundstruktur eines Möbelstücks.
Lisene
Flache, senkrechte Leiste zur Gliederung einer Fläche, z.B. zwischen
seitlichem Eckteil und Türrahmen bei Kästen.
Mäander
Geometrisches Ornament aus gebrochenen oder einander überschneidenden
horizontalen und vertikalen Linien, die sich in der Weise wiederholen,
dass ein fortlaufendes Band entsteht.
Messing
Eine goldfarbene Legierung von Kupfer und Zink (70 bis 90% Kupfer,
ein größerer Anteil an Zink ergäbe ein gelberes Metall),
die sich gießen und somit formen und auf Hochglanz polieren lässt.
Messing gibt es seit der Antike, im Mittelalter wurde es häufig für
dekorative Gegenstände verwendet. Später verwendete man Messing
in ganz Europa vielfach für Gefäße, Beleuchtungskörper
- Kerzenhalter, Luster usw. - und vor allem für Möbelbeschläge.
Patina
Die natürliche oder künstlich erzeugte Wirkung der Oxydation
auf Bronze, die deren Oberfläche grün werden lässt. Der
Terminus wird in übertragenem Sinne auch auf die Oberflächenbeschaffenheit
alter Möbel angewendet.
Pilaster
Flacher Wandpfeiler anstelle einer voluminösen Säule, z.B.
bei Kästen seitlich an den Lisenen (siehe dort) angebracht, oft von
Kapitellen (siehe dort) und Basen (siehe dort) unterstützt.
Sperrholz. Gebogenes Sperrholz
Drei oder mehr Holzlagen werden, mit der Faserrichtung im rechten
Winkel zueinander, verleimt, wodurch den Tafeln Stärke und Elastizität
verliehen wird. Die Verformung geschieht dann unter heißem Dampf.
Schichtverleimtes Holz wird in der Möbelherstellung seit dem 18. Jahrhundert
verwendet.
Stil
Stile sind Ausdruck von Kulturepochen, auf denen die Wahrnehmung einer
kunstgeschichtlichen Entwicklung liegt. Sie sind in diese eingebettet und
stellen meist eine Umformung des bereits Vorhandenen durch neue Ideen und
Gedanken dar. So ist der Begriff die kunsthistorische Bezeichnung für
zeitgemäße Ausdrucksformen einer Zeitepoche oder auch einer
bestimmten Gegend in Architektur, Dekoration, in Malerei, Musik, Plastik
etc. Häufig stark religiös beeinflusst, aber auch durch Herrscher,
Künstler, Handwerker sowie berühmte Schulen jeweiliger Epochen.
Thonet, Michael (1796-1871)
Originellster der deutschen Möbeltischler, der mit seinen ungewöhnlichen
Entwürfen seiner Zeit weit voraus war. Er entwickelte die Technik
der Bugholz-Herstellung für die Produktion von Sesseln bis zur Perfektion
und war ein Wegbereiter der Serienproduktion von Standardmöbeln. Einige
seiner Sessel sind inzwischen zu Klassikern geworden und werden seit mehr
als hundert Jahren hergestellt. Die schönsten Modelle wirken ungewöhnlich
modern, sie könnten von begabten 'Funktionalisten' des 20. Jahrhunderts
stammen. Kein Wunder, dass Le Corbusier einen Thonet-Stuhl für
die Möblierung eines seiner Häuser wählte. »Dieser
Stuhl, der in Millionen von Exemplaren auf dem Kontinent und in Nord- und
Südamerika benutzt wird«, meinte er, »besitzt Noblesse«.
Thonet wurde im Jahre 1796 in Boppard am Rhein geboren. 1819 gründete
er eine Bau- und Möbeltischlerei und spezialisierte sich auf Parkettarbeit.
1830 begann er mit Versuchen, Holz für Möbelbestandteile zu biegen,
1842 wurde das von ihm in Österreich angemeldete Patent anerkannt.
Er erhielt das Privileg, »jede, selbst die sprödeste Gattung
Holz auf chemisch-mechanischem Wege in beliebige Formen und Schweifungen
zu biegen« und 1856 das auf Anfertigung von Sesseln und Tischfüßen
aus massivem Holz, »dessen Biegung durch Einwirkung von Wasserdämpfen
oder siedenden Flüssigkeiten geschieht«. Das bedeutete eine wesentliche
Vereinfachung der Produktionsmethoden und des Designs und führte zu
niedrigen Kosten verbunden mit Haltbarkeit, Leichtigkeit und Elastizität
der Stühle. Handgeschnitzte Verbindungsstücke, die Rahmen und Beine
zusammenhielten, erübrigten sich, denn die hinteren Beine und die Rückenlehne
konnten in einem Stück geformt werden. Vorderbeine und Sitz wurden
angefügt, wobei der Sitzrahmen aus einem einfachen Bugholzring bestand,
in den Rohrgeflecht eingezogen wurde. So fiel mit der Zeit jegliches schmückende
Ornament weg. Aber erst 1859 gelang Thonet mit dem Modell Nr.14 die vollmechanisierte
Herstellung eines Stuhles ohne jegliches dekorative Element. Stuhl Nr.14
besteht aus nur sechs Teilen. Der Sessel konnte daher in Teilen transportiert
und an Ort und Stelle mit zehn Schrauben zusammengesetzt werden. Thonets
erste experimentelle Stuhlentwürfe kamen noch dem Biedermeierstil sehr
nahe, aber seine späteren sind vollkommen eigenständig in ihrer
extremen Einfachheit. Sie leben von den fließenden Kurven der Rahmenkonstruktion,
die zum Teil in kraftvollen Schwüngen auslaufen. 1841 hatte Thonet
in Frankreich, England und Belgien Patente für die Technik der Bugholzherstellung
angemeldet und im gleichen Jahr einige Bugholzstühle in Koblenz ausgestellt.
Fürst Metternich zeigte sich sehr beeindruckt und lud ihn ein, sich
in Wien niederzulassen. 1849 gründete er in Wien die Firma Gebrüder
Thonet. 1850 stellte er den berühmten Bugholzstuhl Nr. 4 aus, der
Prototyp des Wiener Caféhausstuhls wurde. Einer der ersten Stühle
dieser Serie befindet sich im Technischen Museum in Wien. Bis heute sollen
um die 50 Millionen Exemplare dieses Modells hergestellt worden sein. Nach
dem Tod Michael Thonets wurden die Geschäfte von seinen Söhnen
weitergeführt.
"Ich baue Möbel, die von Generation zu Generation weitergegeben werden und die ihre Schönheit behalten, weil Schönheit auch durch den Zahn der Zeit nicht abgenützt werden kann." (Michael Thonet)